morbus helveticus

Performance, 2019, 90 Minuten


 

Als Wortschöpfung des Schweizer Arztes Johannes Hofer betritt der Begriff „Nostalgie“ (lat. morbus helveticus) im 17. Jahrhundert die medizinische Fachliteratur. Es handelt sich bei der „Schweizerkrankheit“ um die krankhafte Sehnsucht nach Rückkehr in die Heimat. In einem frühen Stadium hören die Betroffenen vertraute Stimmen in den Stimmen fremder Menschen. Im weiteren Krankheitsverlauf beginnen sie alles um sich herum in Bezug auf die Heimat wahrzunehmen. Sie verlieren die Fähigkeit, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden, sie fantasieren, sie sehen Geister, ihre Körper werden kraftlos und ausgemergelt. Die Krankheit kann tödlich enden.

Mit morbus helveticus gibt auch sich J.F. Schmidt-Colinet der Sehnsucht nach Heimkehr hin. Allerdings ist schwer zu fassen, wo diese Heimkehr zu verorten ist. Wie dienen klischierte Erzählungen von Heimat als Vorlagen für die eigene Identität und wie kann diesen Erzählungen entgangen werden? Wie entstehen Gefühle von (Nicht-)Zugehörigkeit, bis wohin identifiziere ich mich und ab wann grenze ich mich ab? Und wie entsteht auf diesem wackeligen Fundament ein Zuhause?


Konzept/Umsetzung/Performance: Jonathan Schmidt-Colinet

Künstlerische Mitarbeit/Dramaturgie: Dominik Hallerbach

Dramaturgie/Video: Asja Mahjoub

Mitarbeit Raum/Licht/Ausstattung: Nora Schneider

Ton: Christina Baron

Dokumentation: Charlotte Bösling

 

Premiere: 19.06.2019, Stadttheater Gießen

Weitere Aufführung: 20.06.2019, Stadttheater Gießen


Eine Kooperation der Angewandten Theaterwissenschaft (JLU Gießen) und dem Stadttheater Gießen im Rahmen der Hessischen Theaterakademie Gefördert von: Kulturamt Frankfurt am Main, Kulturamt Gießen, Hessische Theaterakademie, Stadttheater Gießen, LUMITRONIX® LED-Technik GmbH